Nature Tour Iceland | Tag 4

Der Morgen des 4. Tages beginnt wieder zeitig früh um die schöne Stimmung am Morgen einzufangen. Gleich vor der Tür des Hotels bei Suðursveit findet sich eine typisch isländische Perspektive.

Die Beschreibung schlägt uns in Höfn einige Punkte vor, die uns nicht interessieren und im Netz konnten wir auch keine ausgesprochenen Natur-Highlights entdecken und so fahren wir daran vorbei. Dass dies die richtige Entscheidung ist, stellt sich gleich ein paar Kilometer nach Höfn heraus, wir entdecken zwei Rentiere, offenbar ein Muttertier mit dem beinahe ausgewachsenem weiblichen Nachwuchs. Um die Tiere nicht zu verschrecken, fahren wir etwa 200m weiter, um dort bei einer Haltemöglichkeit den Wagen abzustellen und uns langsam zu Fuß zu nähern. Wir bleiben auf Abstand von gut 90 – 100m, halbwegs in Deckung einer Felsformation. Auch die Windrichtung ist auf unserer Seite und wir können die beiden Tiere ungestört in ihrem natürlich Habitat beobachten und auch einige Fotos machen. Andere Autofahrer scheinen das mit einem Streichelzoo zu verwechseln und halten, nachdem wir bereits 15 Minuten beobachten, direkt an der Straße, um dann völlig stumpf einfach über offenes Gelände direkt auf die Tiere zuzugehen. Damit werden die Tiere extrem gestresst, selbst wenn sie nach außen hin ruhig wirken. Da diese Leute die Tiere, mit ihrem distanzlosen Auftreten, damit auf uns zu treiben werden, ist uns gar nicht recht, da wir keinen Hinterhalt für die Tiere darstellen wollen. Aus Respekt vor den Tieren geben wir unsere Deckung auf, bleiben ruhig, passiv und ziehen uns sofort zurück als sie sich uns weiter nähern. Damit schaffen wir für die Tiere gut wahrnehmbar wieder eine große Distanz. Das erlaubt den Rentieren zunächst weiter in unsere Richtung zu gehen, um der Gefahr von hinten auszuweichen. Da sich die Tiere immer weiter auf uns zubewegen entscheiden wir schließlich die Beobachtung abzubrechen und uns langsam ohne jede Hektik zu entfernen.

Die Bilderserie zeigt schön wie das Jungtier zunächst friedlich, ohne Störung grast, später nach oben hin ausweicht, dabei uns entdeckt (in dem Moment als wir aus der Deckung kommen) und die Gefahr die von der Straße her kommt betrachtet, wie wir vom Muttertier beobachtet werden, sich beide Rentiere weiter von Straße entfernen, sich immer wieder umblicken, dann in unsere Richtung ausweichen und wir die Distanz vergrößern, um dann sofort die immer näher kommenden Tiere in Ruhe zu lassen.

Leider ist es nicht möglich diesen Störenfrieden zu signalisieren, dass sie sich zurückziehen sollen, dazu hätten wir zunächst auf die Tiere zugehen müssen, um in deren Blickfeld zu kommen und wie wild zu winken ist natürlich unmöglich, das ist keine Option. An dieser Stelle bleibt mir nur die ganz große Bitte an Alle, wenn man bemerkt, dass sich Tiere so verhalten, muss man eine größere Distanz schaffen oder ganz weggehen und die Tiere in Ruhe lassen. Ist es wirklich so schwer sich respekt- und würdevoll und zurückhaltend zu verhalten?

Der Vormittag ist nebelig und wolkenverhangen, daher könnten wir vom ersten Reisepunkt des Tages, die bunten Berge, nicht viel sehen. Es geht daher entlang der Alternativroute, der Küste nach Hvalnes, wo wir unseren nächsten Halt einlegen, um die Stimmung am Naturstrand beim Leuchtturm von Hvalnes einzufangen. Dazu wandern wir auf das Bergmassiv und haben gute Beobachtungsmöglichkeiten der dort beheimateten Vögel.

Entlang der Straße könnten wir alle 200m stehen bleiben, so eindrucksvoll ist diese Küste bis nach Djúpivogur und wir konzentrieren uns mehr auf Beobachtung und wirken lassen der Umgebung und machen nicht ganz so viele Bilder, es gibt dennoch eine gute Auswahl.

Entlang der Küstenstraße.

 

Das Delta bei Bragdavellir.

Wenige Kilometer vor Djúpivogur.

Die Ringstraße führt uns nach Djúpivogur und dann entlang des Fjords Berufjörður, wo wir gleich zweimal halten.

Beim zweiten Mal unternehmen wir eine kleine Wanderung, bei der wir einen kleinen Wasserfall entdecken. Beim Rückweg kommt die Sonne durch und erlaubt einen kurzen Blick auf die Bergspitze des Búlandstindur. Beinahe zurück am Ausgangspunkt lacht uns die Sonne bereits entgegen, es ist ein herrlicher Tag.

In Island gibt es keine Wanderrouten oder ausgeschilderte Wanderwege, sobald man seinen Fuß abseits der Straße setzt, ist man in der Wildnis unterwegs. Direkt neben der Straße ist das weniger problematisch, man sollte sich jedoch im freien Gelände immer der Tatsache bewusst sein, mit seinen Schritten unweigerlich in das Ökosystem einzugreifen. Ein Einzelner ist vielleicht, unter ganz bestimmten Voraussetzungen, noch verkraftbar aber wenn dieser Spur Tausende folgen, ändern sich unweigerlich die ökologischen Bedingungen für alle Lebewesen in dieser Region.

Wieder im Auto unterwegs, bleibt uns hin und wieder sprichwörtlich der Mund offen stehen, so eine Wirkung hat die Landschaft. Kurz vor Breiðdalsvík fahren wir über eine lange Brücke entlang des Küstenstreifens.

Auch nach Breiðdalsvík finden wir eine gute Stelle für Fotos nach der anderen und halten gleich dreimal bevor wir in Austurbyggð sind.

Austurbyggð ist ein kleiner, idyllischer Ort, der für Island ganz typische Häuser hat. Die Häuser bestehen zumeist aus einer Holzkonstruktion die gedämmt werden und aussen mit einem farbigen Wellblech abgedeckt werden. Es finden sich viele sehr leuchtende Farben in vielen rot und blau Tönen und sie sind oft ein sehr geschmackvoller Kontrast zur Umgebung.

Wir nehmen uns viel Zeit, sowohl um die jeweilige Umgebung zu erkunden, als auch um Fotos zu machen und so vergeht die Zeit wie im Flug. So haben wir uns zeitweise rein auf die Beobachtung konzentriert, sonst wären wir vermutlich nie irgendwo angekommen. Den Fjord Fáskrúðsfjörður und den gleichnamigen Ort passieren wir um dann doch erneut, kurz vor einem Tunnel, am Pass Breiðdalsheiði anzuhalten.

Nach diesem letzten Halt des Tages fahren wir dann zu einem kleinen Hotel in Hallgeirsstöðum, wo uns der Weg auf einer unbefestigten Straße etwa 10km in sonst beinahe unbesiedelte Wildnis führt. Interessanterweise waren wir an diesem Tag die einzigen Gäste und unsere erste Assoziation, so beginnen doch Horrorfilme. Die Angestellten sind sehr nett, die Umgebung des Hotels atemberaubend und es ist ruhig und genau das was wir auf dieser Reise suchen.

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